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32 Jahre entwicklungspolitische Arbeit

 

La Guerra de los Yacarés (Der Krieg der Kaimane)
von Hermann Schmitz † 30.03.2019
30.03.05     A+ | a-
An einem großen Fluss, in einem von Menschen unbewohnten Land, lebten viele Caimane, es waren über hundert, oder sogar über tausend. Caimane sind wie Krokodile, vielleicht ein bisschen kleiner. Sie fraßen Fische, manchmal auch Tiere, die zum Wassertrinken ans Flussufer kamen. Vor allem aber ernährten sie sich von den vielen Fischen des Flusses. Mittags hielten sie Siesta im Ufersand, und bisweilen spielten sie auch im Wasser, besonders in Nächten mit Vollmond. So lebten sie schon lange miteinander, ruhig und zufrieden.

Eines Tages aber, während ihrer Mittagsruhe, wurde ein Caiman plötzlich wach und hob seinen Kopf, weil er glaubte, ein Geräusch gehört zu haben. Er lauschte  -  und tatsächlich  -  weit, sehr weit entfernt vernahm er ein dumpfes und tiefes Brummen. Also weckte er den Caiman, der neben ihm schlief. „Wach auf!“ rief er ihm zu, „da droht eine Gefahr!“„Was ist denn los?“ fragte der andere erstaunt. „Ich weiß auch nicht“, meinte der Caiman, der als erster wach geworden war, „aber ich höre da etwas ganz Unbekanntes.“

Auch der zweite hörte jetzt das Geräusch, und im gleichen Augenblick weckten sie die anderen Caimane. Alle erschraken und liefen, mit erhobenem Schwanz, aufgeregt hin und her. Und ihre Unruhe war keineswegs grundlos, denn der fremde Lärm wurde nun stärker und stärker. Bald erblickten sie am Horizont eine kleine Rauchwolke, und gleichzeitig vernahmen sie ein   „tschass -  tschass -  tschass ...“  auf dem Fluss, als würde man in weiter Ferne auf das Wasser schlagen. Die Caimane schauten sich verwundert an. Was konnte das nur sein!?

Ein sehr alter und weiser Caiman aber, der weiseste und älteste von allen, der nur noch zwei gesunde Zähne in seinem Maul hatte, und der einmal eine Reise bis zum Meer gemacht hatte, sagte plötzlich: „Ich weiß, was das ist  -   es ist ein Walfisch!  Das sind riesengroße Tiere, sie blasen weißes Wasser aus ihrer Nase! Das Wasser fällt dann hinten runter.“ Als sie das hörten, fingen die kleinen Caimane vor lauter Schreck wie verrückt zu schreien an. Sie tauchten ihre Köpfe ins Wasser und riefen:“ Ein Walfisch! Da kommt ein Walfisch!“ Aber der alte schüttelte mit seinem Schwanz den jungen Caiman, der ihm am nächsten war. „Habt keine Angst! Ich kenne den Wal ganz genau! Er ist es, der  Angst vor uns hat! Immer hat er Angst!“ Da beruhigten sich die kleinen Caimane.

Aber bald darauf erschraken sie aufs Neue, denn der graue Rauch kam näher, wurde schwarz und schwärzer, und alle vernahmen sie jetzt laut und deutlich das „tschass – tschass – tschass“ … Voller Entsetzen tauchten sie hinab in den Fluss, und man sah nur noch ihre Augen und die Nasenspitzen aus dem Wasser ragen. Und jetzt sahen sie es:  Dieses Riesending, voller Qualm und wie wild das Wasser peitschend. Es war aber nichts anderes als ein Raddampfer, welcher zum ersten Mal über diesen Fluss fuhr.

Der Dampfer schwamm vorbei, entfernte sich und verschwand. Die Caimane tauchten wieder aus dem Wasser auf, wütend auf den Alten, weil er sie doch angeschmiert hatte mit der Geschichte von dem Walfisch. „Das war ja gar kein Walfisch!“ brüllten sie ihm in die Ohren, er war nämlich ein wenig taub. „Was war das für ein Ungeheuer, das gerade vorbeischwamm?“ Der alte Caiman erklärte ihnen also, dass es ein Dampfer war, mit Feuer in seinem Inneren, und dass sie alle sterben müssten, wenn dieses Schiff weiter über den Fluss führe.

Da brachen die Caimane in ein Riesengelächter aus, sie glaubten nämlich, der Alte wäre verrückt geworden. Wieso sollten sie denn sterben, wenn der Dampfer weiter über ihren Fluss fuhr? Der alte Caiman musste wirklich ziemlich durchgedreht sein. Und weil sie Hunger hatten, schwammen sie los, um Fische zu suchen.

Aber da war kein Fisch weit und breit. Nicht einen einzigen fanden sie. Die waren alle geflohen, verschreckt durch den Krach, den der Dampfer gemacht hatte. Keine mehr da. „Habe ich es euch nicht gesagt?“, brummte der alte Caiman, „jetzt haben wir nichts mehr zu fressen, die Fische sind verschwunden. Lasst uns bis morgen warten, vielleicht kommt der Dampfer nicht mehr zurück, und die Fische tauchen wieder auf, wenn sie keine Angst mehr haben.“

Am nächsten Morgen aber hörten sie wieder jenes fremde Klatschen im Wasser, und wieder sahen sie den Dampfer vorbeifahren, mit einem Riesenkrach und schwarze Wolken ausstoßend, die den Himmel verdunkelten. „Also gut“, sagten darauf die Caimane, „der Dampfer kam gestern, er kam heute, und morgen wird er bestimmt wieder kommen. Und es wird keine Fische mehr geben und auch keine Tiere mehr, die zum Wassertrinken an den Fluss kommen. Wir werden vor Hunger sterben .... Lasst uns also einen Damm bauen!“

Und auf der Stelle machten sie sich daran, einen Damm zu bauen. Sie liefen zum Urwald und fällten mehr als tausend Bäume, vor allem Lapachos und Quebrachos, weil die sehr hartes Holz haben. Sie sägten sie ab mit ihren Schwänzen, die bei den Caimanen wie Sägen sind, schoben die Stämme bis zum Wasser und versenkten sie über die ganze Breite des Flusses, jeder Stamm einen Meter  neben dem anderen. Da würden keine Schiffe durchkommen, weder große noch kleine. Sie waren ganz sicher, dass niemand mehr die Fische in Angst und Schrecken würde versetzen können. Und weil sie sehr erschöpft von der Arbeit waren, legten sie sich am Ufer zum Schlafen nieder.

Am nächsten Morgen waren sie noch nicht wach, als wieder das „tschass  -  tschass  -  tschass“ ...  des Dampfers erklang. Alle hörten sie es, aber keiner stand auf, oder öffnete wenigstens die Augen. Was kümmerte sie schon das Schiff? Es konnte so viel Krach machen wie es wollte, hier würde es mit Sicherheit nicht mehr vorbei können. Und tatsächlich: Der Dampfer war noch ziemlich weit entfernt, als er seine Fahrt anhielt. Die Männer, die auf ihm fuhren, betrachteten mit Fernrohren jenes Ding, das dort, quer über den Fluss, ihnen den Weg versperrte. Sie machten ein Boot los, um das Hindernis aus der Nähe zu betrachten.

Die Caimane erhoben sich und schwammen zu ihrem Deich. Sie schauten durch die Stämme hindurch und lachten sich halb tot über den Reinfall, den sie dem Dampfer bereitet hatten. Das Boot kam näher, die Männer sahen den mächtigen Damm, dann die kichernden Caimane dahinter, und jetzt schrien sie: „He, Caimane!“ „Was gibt´s!?“ antworteten die Caimane und erhoben ihre Köpfe zwischen den Baumstämmen. „Das Ding da stört uns!“ fuhren die Männer fort. „Ist uns klar!“ „Wir kommen hier nicht durch!“ „Genau das ist unsere Absicht!“ „Nehmt den Damm weg!“ „Der Damm bleibt stehen!“

Die Männer im Boot sprachen jetzt eine Weile leise miteinander, danach brüllten sie: „Caimane!“ „Ist noch was!?“ riefen diese zurück. „Ihr brecht den Damm nicht ab?“„Nein!“ „Gut, dann also bis morgen.“ „Bis wann ihr wollt!“

Und das Boot kehrte daraufhin zum Dampfer zurück, während die Caimane, wie betrunken vor lauter Zufriedenheit und Stolz, mit ihren Schwänzen wild das Wasser peitschten. Kein Schiff würde hier jemals wieder durchfahren, und immer und ewig gäbe es Fische für sie.

Am nächsten Tag aber kehrte der Dampfer zurück, und als die Caimane ihn genauer betrachteten, verstummten sie vor lauter Schreck: Das war gar nicht mehr dasselbe Schiff! Es war ein ganz anderes, von grauer Farbe, viel größer noch als das erste. Was war das für ein neuer Dampfer!? Wollte der auch hier durchfahren? Nein, das würde er nicht schaffen, auf keinen Fall! Weder dieser noch ein anderer  -  noch überhaupt irgend einer!

„Der kommt nicht durch!“ schrien die Caimane, waren im Nu an ihrem Damm, jeder auf seinem Posten zwischen den Baumstämmen. Genau wie das erste Schiff stoppte auch das neue seine Fahrt,  und wieder näherte sich ein Boot, dieses Mal mit einem Offizier und acht Seeleuten an Bord, und hielt kurz vor dem Hindernis. Der Offizier schrie:„He, Caimane!“ „Ja, bitte?“, antworteten diese. „Ihr brecht den Damm nicht ab?“ „Nein!“ „Nein?“ „Auf keinen Fall!“ „Ist in Ordnung“, sagte der Offizier, „dann werden wir ihn also mit Kanonen versenken.
„Ja los, macht doch!“, ließen sich die Caimane vernehmen.

Das Boot kehrte zum Schiff zurück. Nun, dieses graue Schiff war nichts anderes als ein Kriegsschiff, und zwar ein Panzerkreuzer, mit schrecklichen Kanonen an Bord. Der alte weise Caiman, der einmal bis zum Meer gekommen war, erinnerte sich plötzlich, und es blieb ihm kaum noch die Zeit, den anderen zuzurufen: “Unter Wasser, sofort! Das ist ein Kriegsschiff! Versteckt euch!“ Die Caimane verschwanden im Nu und schwammen zum Ufer, wo sie untergetaucht blieben, nur mit Augen und Nasenspitze über der Wasseroberfläche.

Genau in diesem Augenblick stieg eine weiße Rauchwolke über dem Schiff auf, ein schrecklicher Knall ertönte und eine enorme Kanonenkugel krachte in den Damm, mitten hinein. Zwei oder drei Stämme flogen in Stücken umher, und schon schlug eine weitere Kanonenkugel ein, und dann noch eine und noch eine. Jede von ihnen ließ einen Teil des Dammes zersplittern und durch die Luft fliegen, bis nichts mehr von ihm übrig war, nicht mal ein einziger Stamm, ein einziger Splitter oder nur ein Stück Rinde.

Alles war von den Kanonen des Panzerkreuzers zerstört worden. Die Caimane, versteckt unter Wasser, sahen das Kriegsschiff vorbeifahren, mit lautem Sirenengeheul. Sie tauchten auf und sagten: “Dann bauen wir eben einen viel größeren Damm!“ Und noch am selben Nachmittag und in der folgenden Nacht bauten sie einen neuen Deich, dieses Mal mit riesenhaften Stämmen. Danach legten sie sich, total erschöpft, zum Schlafen hin, und sie schliefen auch noch, als am nächsten Tag das Kriegsschiff wieder auftauchte und das Boot bis zum Deich fuhr.

„He, Caimane!“ rief der Offizier. „Was ist denn jetzt schon wieder!?“ antworteten diese. „Reißt den neuen Damm ein!“ „Kommt nicht in Frage!“ „Wir hauen den mit Kanonen weg, genau wie den anderen!“ „Haut doch, wenn ihr könnt!“ So übermütig redeten die Caimane, weil sie sicher waren, dass dieser neue Damm auch mit sämtlichen Kanonen der Welt nicht zu zerstören wäre.

Aber schon kurze Zeit später stieg wieder der weiße Rauch über dem Schiff auf, und mit einem fürchterlichen Krachen explodierte etwas in der Mitte des Dammes, dieses Mal hatten sie eine Granate abgefeuert. Schon schlug die zweite neben der ersten ein, und ein weiteres Stück des Dammes flog durch die Luft. Und so ging es weiter, und bald war nichts mehr übrig, nichts, nichts. „Dann ist es jetzt also so wie es ist“, sagten die Caimane und tauchten aus dem Wasser auf, „wir werden alle sterben, weil das Schiff immer vorbeifahren wird und die Fische nicht mehr zurückkehren.“

Und sie waren sehr traurig, weil die kleinen Caimane jetzt auch schon begannen, vor Hunger zu jammern. Da sagte der alte Caiman: „Uns bleibt noch eine Chance zu unserer Rettung. Wir schwimmen zum großen Surubí-Fisch, dem Tigerwels. Mit ihm zusammen habe ich damals die Reise zum Meer unternommen, und von dieser Reise hat er einen Torpedo mitgebracht, der bei einer Schlacht zwischen zwei Kriegsschiffen nicht explodiert war. Wir fragen ihn danach, er wird bestimmt nicht wollen, dass wir alle sterben müssen, wenn er auch auf uns Caimane nicht gut zu sprechen ist.“ (Es ist nämlich so, dass sie vor vielen Jahren einmal einen Neffen des Surubí gefressen hatten, und dieser wollte daraufhin nichts mehr mit ihnen zu tun haben.)

Aber das war jetzt egal. Sie machten sich schleunigst auf den Weg zu seiner riesigen Höhle, die der Tigerwels am Ufer des Paranáflusses bewohnte und in der er immer neben seinem Torpedo schlief. Es gibt Surubís, die bis zu zwei Meter lang sind, und der Besitzer des Torpedos war so einer. „He, Surubí!“, schrien alle Caimane zusammen vor dem Eingang zur Grotte, sie trauten sich nämlich nicht einzutreten, wegen der Sache mit dem Neffen. „Wer ruft nach mir?“ antwortete der Surubí. „Wir sind das, die Caimane“. „Ich habe nichts mit euch zu tun, und das soll auch so bleiben!“, erwiderte schlecht gelaunt der Tigerwels.

Jetzt näherte sich der alte Caiman ein wenig der Höhle und rief: “Ich bin´s, Surubí, dein alter Freund der Caiman, der die Reise zum Meer mit dir gemacht hat!“ Als er diese Stimme erkannte, kam der Surubí aus seiner Behausung geschwommen. „Ach du bist es, wie schön, habe dich gar nicht erkannt“, brummte er versöhnlich. „Was kann ich für dich tun?“ „Wir alle kommen, um dich zu bitten, uns deinen Torpedo zu geben. Da ist ein Kriegsschiff, das unseren Fluss befährt und die Fische vertreibt. Es ist ein Panzerkreuzer. Wir haben einen Damm gebaut, den hat er zerstört. Dann haben wir noch einen gebaut, den haben sie auch kaputt gemacht. Die Fische bleiben weg, und wir werden vor Hunger sterben. Gib uns deinen Torpedo, dann jagen wir den Kreuzer in die Luft!“

Der Surubí dachte eine ganze Weile nach, als er das hörte, dann sagte er: „Ist in Ordnung, ihr kriegt den Torpedo, auch wenn ich nicht vergessen habe, was ihr mit dem Söhnchen meines Bruders gemacht habt. Wer von euch kann einen Torpedo zünden?“ Das konnte keiner der Caimane, alle schwiegen. „Na gut“, sagte der Surubí nicht ohne Stolz, „also werde ich ihn zünden, ich kann das.“ Jetzt mussten sie die Reise organisieren. Die Caimane hingen sich aneinander, banden mit Lianen den Schwanz des einen an den Hals des anderen, und so bildeten sie eine Kette, bestimmt zwei Straßenzüge lang. Der riesige Surubí übernahm den Torpedo. Er schwamm unter ihn, stützte ihn mit seinem Rücken ab und trieb ihn so gegen die Strömung voran. Gleichzeitig hielt er sich mit den Zähnen am Schwanz des letzten Caimans fest. So machten sie sich auf die Reise.

Es ging schnell voran, sie schwammen mal höher, mal tiefer, mussten manchmal über Felsen springen, und der Surubí passte dann sehr gut auf den Torpedo auf, damit der nicht schon während der Reise explodierte. Der Propeller des Torpedos bildete übrigens bei der schnellen Fahrt lustige Strudel, und er machte Wellen wie ein Schiff. Am nächsten Morgen kamen sie an, und sofort fingen sie mit dem Bau eines neuen Dammes an, der noch viel größer und stärker wurde als die vorherigen. Auf Anraten des Surubís rückten sie nämlich die Stämme näher zusammen, einen dicht neben den anderen.

Das wurde dieses Mal aber ein wirklich prächtiger, ein  ausgezeichneter Damm! Es war kaum eine Stunde vergangen, nachdem sie den letzten Stamm eingesetzt hatten, als das Kriegsschiff wieder auftauchte und das Boot mit dem Offizier und den acht Matrosen sich näherte. Im Nu kletterten die Caimane auf ihre Stämme und steckten die Köpfe über die Kante. „He, Caimane!“ brüllte der Offizier, viel lauter als bei den ersten Malen. „Schon wieder ihr!?“ antworteten diese. „Und schon wieder ein Damm!?“ „Ihr sagt es!“ „Macht den sofort weg!“ „Nie im Leben!“ „Seid ihr sicher?“ „Ganz sicher!“

„Wie ihr meint, dann hört mir gut zu“, sagte der Offizier. „Wir werden auch diesen Damm wegputzen, und damit ihr nie wieder einen bauen wollt, werden wir auch euch mit Kanonen in Stücke schießen. Keiner von euch wird am Leben bleiben, weder große noch kleine, dicke noch dünne, weder junge noch alte  -   zum Beispiel auch nicht dieser alte Caiman, den ich da gerade sehe, und der nur noch zwei Zähne im Maul hat.“ Als der alte und weise Caiman merkte, dass der Offizier ihn meinte und sich über ihn lustig machte, sagte er: „Es stimmt, ich habe nur noch wenige Zähne, und einige kaputte. Aber wissen Sie, was diese Zähne morgen fressen werden?“, fügte er hinzu und öffnete sein riesiges Maul. „Und was werden die fressen, lass hören?!“, fragten die Matrosen. „Diesen kleinen Offizier da!“, sagte der Caiman und stieg schnell von seinem Stamm hinunter.

Inzwischen hatte der Tigerwels seinen Torpedo genau in die Mitte des Dammes gebracht, vier Caimane sollten ihn gut sichern und unter Wasser halten, bis er ihnen Anweisungen geben würde. So machten sie es. Er selber schwamm auf der Stelle, neben seinem Torpedo.  Die übrigen Caimane tauchten am Ufer unter Wasser, nur Augen und Nase darüber. Über dem Kriegsschiff war wieder Rauch, und da explodierte auch schon die erste Granate mitten im Damm und ließ zehn oder zwölf Baumstämme herumwirbeln, dicke, mächtige Lapachos und Quebrachos.

Aber der Surubí passte auf, und kaum war ein Loch im Damm entstanden, rief er den Caimanen zu, die den Torpedo hielten: „Lasst ihn los, macht schnell! Loslassen!“ Das taten sie, und jetzt aufgepasst  -  in weniger Zeit als man zum Erzählen braucht, richtete der Surubí den Torpedo, mitten aus der Bresche heraus, gegen das Schiff, zielte ganz ruhig und genau mit nur einem Auge und löste dann den Zündmechanismus aus.

Es war höchste Zeit! Gerade schlug nämlich die zweite Granate ein und riss ein weiteres Stück aus dem Damm. Aber auch der Torpedo war schon fast an seinem Ziel, die Männer an Bord sahen ihn auf sich zukommen   -   das heißt, sie sahen nur den Wirbel, den er im Wasser hinterließ. Sie stießen einen Angstschrei aus und wollten den Kreuzer noch umlenken, damit er nicht getroffen würde. Zu spät! Der Torpedo war schon da, schlug gegen das riesige Schiff, genau in der Mitte. Man kann sich den schrecklichen Krach, mit dem der Sprengkörper explodierte, gar nicht vorstellen. Er zerriss das Schiff in fünfzehntausend Stücke und wirbelte, mehrere Häuserzeilen weit, Schornsteine, Maschinen, Kanonen, Boote, alles in die Luft.

Die Caimane ließen ein Triumphgeheul ertönen und eilten so schnell sie konnten wieder zum Damm. Von dort aus konnten sie  -  durch das Loch, das die Granate gerissen hatte  -  die toten, verletzten und auch einige noch lebende Männer mit der Strömung des Flusses auf sich zukommen sehen. Die Caimane kletterten an den Stämmen neben dem Durchlass hinauf, und als die Männer dort vorbeitrieben, machten sie sich lustig über sie, indem sie sich das Maul mit den Pfoten zuhielten. Sie wollten keinen der Männer fressen, obwohl die es bestimmt verdient hätten.

Nur als einer mit Goldschärpen an seiner Uniform vorbeikam, noch lebend,  sprang der alte Caiman mit einem Satz ins Wasser, packte ihn, ruckte ihn zweimal kurz und sehr kräftig mit dem Kopf hin und her und  – zack! – hatte ihn schon verschlungen. „Wer war das?“, fragte ein etwas einfältiger kleiner Caiman. „Das war der Offizier“, antwortete der Surubí, „mein alter Freund hatte versprochen, ihn zu fressen, und nun hat er ihn gefressen.“

Die Caimane entfernten die Reste des Dammes, den sie ja nun nicht mehr brauchten, da kein Schiff mehr vorbeikommen würde.

Der Surubí aber, der sich in den Gürtel und die bunten Schnüre am Schwert des Offiziers verguckt hatte, bat darum, sie ihm zu schenken. Er musste sie dem alten Caiman aus den Zähnen ziehen, denn dort waren sie hängen geblieben. Der Tigerwels legte den Gürtel an, den er unter seine Flossen schnallte, und die Schwertschnüre befestigte er am Ende seiner mächtigen Barthaare. Die Haut der Surubís ist ja sehr schön, sie hat glänzende schwarze Flecken wie bei einem Tiger oder einer Schlange, und so sah es gut aus, wie der alte Fisch nun eine Stunde lang voller Stolz vor den Caimanen auf und ab schwamm, die ihn mit offenen Mäulern bewunderten.

Danach begleiteten sie ihn bis zu seiner Höhle, nicht ohne sich unzählige Male bei ihm zu bedanken. Dann kehrten sie an ihren Platz am Fluss zurück. Auch die Fische kamen schon bald zurück, und die Caimane lebten und leben dort noch sehr glücklich. Inzwischen haben sie sich auch daran gewöhnt, Dampfschiffe und Schiffe, die Orangen transportieren, vorbeifahren zu sehen.

Von Kriegsschiffen aber wollen sie bis heute nichts wissen!

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