47906 Kempen - Terwelpstraße 10
Fon +49 (0) 2152 - 22 57

1992 - 2024
32 Jahre entwicklungspolitische Arbeit

 

„Lampions für den Urwald“
von Westdeutsche Zeitung
19.11.05     A+ | a-
Der Ritter Martin, so die Überlieferung, zerteilte seinen warmen Kriegermantel und gab eine Hälfte dem frierenden Bettler.
Das Teilen mit den Menschen, denen es schlechter geht als uns, ist  ein schöner und schon traditioneller Bestandteil des  großen Kempener Lichterfestes geworden.
So ziehen seit vielen Jahren die Schüler des Gymnasiums Thomaeum nach dem Zug mit der Sammelbüchse durch die Straßen und klingeln an den Häusern. Nicht für die eigene Tüte sammeln die Mädchen und Jungen, sondern jeweils für ein bestimmtes Hilfs-Projekt. Das ist in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich und deshalb gilt ihnen, ihrem Schulleiter und seinem Kollegium  volle Anerkennung.
In diesem Jahr bitten sie um einen Beitrag  für gleichaltrige Jugendliche im südamerikanischen Entwicklungsland Paraguay. Dort wurde vor wenigen Tagen eine alternative Landwirtschaftsschule offiziell von der Regierung anerkannt, in der Campesinokinder unterrichtet  und zu ökologisch arbeitenden Agrar-Technikern ausgebildet werden. Was vor  6 Jahren neben dem Hühnerstall unter einem Schattendach mit 12 Schülern begann, ist eine
richtige Schule mit 6 Schulräumen und eigenen Versuchsfeldern geworden. 55 Jugendliche werden zur Zeit ausgebildet. Weitere 30 stehen auf der Warteliste.
Was als Experiment begann, um den Kindern der ehemals landlosen Bauern eine Zukunftsperspektive zu eröffnen, hat Modellcharakter bekommen und erfährt lobende Anerkennung von Fachleuten und Politikern.
Was ist das besondere an dieser Schule und was vermittelt sie ihren Schülern?
Z.B. den Verzicht auf Pestizide und Genmanipulation, Vielfalt statt Monokultur. Neben Mathe und Staatskunde gibt es Unterricht zu Vorratshaltung, Kleinviehzucht und Vermarktung. Die Jugendlichen, die seit Jahren von einer fachkundigen paraguayischen Projektgruppe begleitet und mit Geldern aus Deutschland finanziert werden, haben sich  bei den zunächst skeptischen Bauern der Umgebung längst Achtung erworben. Sie verkaufen ihre Produkte, handeln mit ökologischem Saatgut, experimentieren mit naturreinen Säften, Soßen und Marmeladen, die sie fantasievoll in abgesägten Flaschen verpacken. Die Umstellung der eigenen Ernährungsgewohnheiten und die von Schadstoffen freie Kost, hat zur Stabilisierung der Gesundheitsverhältnisse geführt.
Den Schülern und Lehrern dieser Schule im paraguayischen Inland ist der Name  „Kempen“ seit Jahren ein Begriff, weil ein Großteil der finanziellen Unterstützung durch die in Kempen beheimatete Pro Paraguay. Deren Leiter, Hermann Schmitz, befindet sich zur Zeit vor Ort  und nahm an der großen Einweihungsfeier teil. Begleitet wurde er dabei von Dr. Kerll, Botschafter der  Bundesrepublik Deutschland und dessen Frau,  die sich zusammen mit einer großen Anzahl  geladener Gäste, Regierungsvertretern, dem paraguayischen Fernsehen, sowie Freunden und Förderern des Projektes  über aufgeweichte Erdstraßen auf den mühsamen Weg machten . Selbstverständlich kamen die Zutaten für  das Fest-Büfett  aus den Gärten und der  Tierhaltung der Schule. An Informationsständen konnten sich die Gäste ein Bild von der Arbeit der Schüler machen, die in selbstbewussten Vorträgen ihr erworbenes Fachwissen unter Beweis stellten.
Die besondere Aufmerksamkeit der versammelten Gäste erfuhr der Gast aus Kempen. In seiner  Rede erzählte er , wie Sankt Martin in Kempen gefeiert wird. In seinem Reisegepäck befanden sich zwei große Pakete Spekulatius und drei Mondlaternen. Die Plätzchen mit dem unaussprechlichen Namen waren umgehend verzehrt. Die Mond-Lampions erhellen noch heute den nächtlichen Urwald.  
Der  „halbe Mantel“ aus Kempen wärmt dieses Mal keinen frierenden Bettler. Aber in einem fernen Entwicklungsland, in dem gerade der heiße Sommer beginnt, freuen sich  lernbegierige Jugendliche über neue  wichtige Lehr- und Arbeitsmittel. Insgeheim hoffen einige, dass etwas Geld  übrig bleibt und damit ein Bus für den heiß begehrten Ausflug bezahlt werden kann.
In seinem Brief nach Hause merkt man Hermann Schmitz etwas von der Bewegung und Rührung an, die sein Vortrag ausgelöste . Überrascht hatten Schüler, Eltern und Gäste  zugehört. Dann gab es Freudentänze bei den Jugendlichen und einen schmunzelnden Botschafter, der unbedingt über den weiteren Verlauf und den Erfolg der Sammlung informiert werden will.
Mit großer Dankbarkeit reagieren die Jugendlichen in   Juan de Mena und ihre Lehrer auf die Aktion  der Mädchen und Jungen des Thomaeums.  Sie baten darum, ihnen  Fotos der fleißigen Sammler zu schicken. Diese sind herzlich eingeladen,  Paraguay, Juan de Mena und die Landwirtschaftsschule kennen zu lernen.  

Ausbildungszentrum für ländliche Entwicklung (CCDA)

Hilfsverein Solidarität - Solidaridad

Fundación Vida Plena

Kinderstation Hospital Barrio Obrero

Fundación Celestina Pérez de Almada

Padre Oliva - Bañados del Sur

Unsere Info-Broschüre

Unsere Videos